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 Sprachkommunikation für
Schwerhörige am Arbeitsplatz
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 Sinnveränderte, falsche oder keine Antworten auf Fragen und Anreden müssen nicht unbedingt ein Ausdruck von Unhöflichkeit oder Begriffsstutzigkeit sein. Sehr häufig leidet der Angesprochene an Schwerhörigkeit.
     
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 Im Gegensatz zum Brillenträger ist sein Handicap jedoch nicht auf den ersten Blick zu erkennen. Doch die Verständlichkeit von Sprache ist ein wesentlicher ergonomischer Faktor der Arbeit.

Der im Auftrag der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) herausgegebene Forschungsbericht "Schwerhörigkeit und Sprachkommunikation am Arbeitsplatz" zieht Bilanz. Zwei große und voneinander getrennte Untersuchungsbereiche analysieren, bewerten und stellen die Folgen von Schwerhörigkeit am Arbeitsplatz dar.

Der Anteil Schwerhöriger in der Gesellschaft wird steigen. Nicht nur weil sich immer mehr ältere Beschäftigte im Arbeitsprozess befinden, sondern auch weil Gehörschäden aufgrund schädigender Verhaltensweisen, wie dem Hören lauter Musik, zunehmen. Zugleich wächst die Bedeutung von Sprachkommunikation als tragender Teil des Arbeitsprozesses in der Dienstleistung, der Produktion aber auch bei der Wissensgenerierung.

Schwerhörige können aber nur bedingt an diesen Arbeitsabläufen teilnehmen. Wie lassen sich die Folgen der Schwerhörigkeit vermindern? Welche Bedingungen verbessern die Sprachkommunikation?

Dazu fasst der erste Teil der Studie die gebräuchlichsten Modelle zur Vorhersage von Sprachverständlichkeit zusammen. Zugleich bewertet er ihre Eignung bei unterschiedlichen Arten von Hörbeeinträchtigungen und akustischen Umgebungseinflüssen wie Hintergrundgeräusch und Nachhall.

Auf der Grundlage der relevanten Literatur der letzten 75 Jahre werden die wichtigsten Berechnungsmodelle vorgestellt und die Verfahren aus Sicht der unterschiedlichen Anwendungsgebiete bewertet.
     
   
   
 Sprachliche und soziale Interaktion

Der zweite Teil der Studie erforscht die Folgen von Schwerhörigkeit auf die sprachliche und soziale Interaktion. Aufgrund der ähnlichen Problemlage werden die aus Sicht des Arbeitsschutzes besonders relevanten Auswirkungen von Gehörschutz auf Sprachverständlichkeit und die Wahrnehmung akustischer Signale diskutiert wie auch Anforderungen an richtigen Gehörschutz formuliert: Zwischen minimaler Schalldämmung und maximalem Schutz, ohne Kommunikation und Orientierung beeinträchtigende Überprotektion.

Nahezu alle Facetten des Komplexes Schwerhörigkeit finden Beachtung: Vom Überblick über die Ursachen (besonders Altersschwerhörigkeit und vermeidbare Innenohrschäden durch Lärm) über die Methoden der Diagnose bis zu detaillierten Konsequenzen eingeschränkter Hörfähigkeit: So werden die Auswirkungen auf Erwerbstätigkeit, auf Verhalten, sprachliche Kommunikation und letztlich körperliche und psychische Gesundheit erfasst.

Die subjektive und soziale Wahrnehmung der Schwerhörigkeit wird höchst sinnfällig in der Analogie zur Fehlsichtigkeit zusammengefasst. Während Brillenträger mit Hilfe eines modischen Accessoires spontan eine Verbesserung empfinden, gelten Hörgeräteträger als Menschen mit Behinderungen. Sie müssen mit einem komplizierten technischen Gerät neu und anders hören lernen und stoßen oft bei ihren Mitmenschen auf Irritationen.

Quintessenz des Forschungsberichts ist die Forderung nach einem problembewussten Umgang mit Schwerhörigkeit und der Vorschlag von Strategien zur Optimierung der Kommunikation, um Schwerhörige zu integrieren.
     
   
   
 Schriftenreihe der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, Forschungsbericht Fb 1041
"Schwerhörigkeit und Sprachkommunikation am Arbeitsplatz"; V. Bormann, C. A. Sust, R. Heinecke-Schmitt, G. Fuder, H. Lazarus
ISBN 3-86509-293-4, 2005; 312 Seiten,
Der Volltext ist online verfügbar.
     
   
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