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 Verbrauchtes Land?
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 Kommentar Dezember 2005

Kürzlich ging wieder einmal eine Meldung durch die Medien, in Baden-Württemberg wären im letzten Jahr wieder für Verkehr und Siedlungsflächen eine große Anzahl Hektar Land "verbraucht" worden.

Die Zahl habe ich mir nicht gemerkt, aber ich habe mich wieder über diesen negativ wirkenden Wortmissbrauch geärgert.

Wörtlich betrachtet, müsste das Ländle kleiner geworden sein. Droht gar das Verschwinden von der Landkarte?

Jeder merkt, dass die Frage genauso unsinnig ist, wie das kritisierte Wort in diesem Zusammenhang. Aber Grund genug, passende Worte zu wählen und das dahinter liegende Problem fair zu beschreiben:

Ganz simpel geht es in Baden-Württemberg - genau wie in jedem anderen Land auf unserer Erde - um eine nachhaltig sinnvolle Nutzung aller vorhandenen Flächen. Und hierfür gibt es gegensätzliche Interessen:

• Aus Naturverbundenheit und als ökologische
   Existenzgrundlage wollen wir großräumige Natur
   mit vielfältiger Flora und Fauna.

• Als direkten Lebensraum braucht jeder eine
   angemessene Wohnfläche in lebenswerter
   Umgebung. Gleiches gilt für die Arbeitswelt.

• Auch ein bedarfsgerechtes Netz an Straßen,
   Schienenwegen und Flughäfen gehört notwendig
   zu einer modernen offenen Volkswirtschaft.
   
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Chefredakteur Rolf Albrecht.
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 Ein Blick in die deutschen Statistiken zeigt für die letzten 10 Jahre eine Ausdehnung der Verkehrs- und Siedlungsflächen von ca. 1 % der Gesamtfläche. In gleicher Größenordnung sind die Agrarflächen geschrumpft. Waldflächen haben sogar zugenommen.

Von ökologisch unerwünschten Einzelfällen abgesehen, reden wir also in Summe davon, zugunsten einer funktionierenden Verkehrsinfrastruktur einige Felder mit Monokulturen durch Asphalt und Beton zu ersetzen. Andere Felder hingegen werden zu gartenreichen Wohnsiedlungen mit mehr Natur als jeder Weizenacker bieten kann.

Ein Problem ist hierbei aber der Trend zu immer mehr verdichteten Wohnsiedlungen mit sehr kleinen Grundstücken. Möglichst viele Bauwillige in eine enge, baulich verdichtete Siedlung zu stopfen, ist für mich auch ökologisch kein Vorteil. Eng stehende Häuser verschatten sich gegenseitig, es bleibt kein Platz für Bäume und vielfältige Vegetation. Viele frei lebenden Tiere meiden zu eng besiedelte Gebiete.

Zu kleine Grundstücke lassen keinen Platz für Sport und Spiel. Der eigene Garten ist Bewegungsraum für Kinder und Erholungsraum für Erwachsene. Wer ein paar Meter Abstand zum Nachbarn hat, ist nicht durch jedes laute Gespräch genervt und hat auch selbst mehr Privatsphäre.

Mit ca. 230 Einwohnern je km² hat Deutschland genug Platz, seiner Bevölkerung diese Wohn- und Lebensqualität zu bieten. Wir müssen uns nur von dem Irrtum verabschieden, dass Siedlungen und Natur ein Widerspruch sind - indem wir die Natur in unsere Wohngebiete zurückholen.

Rolf Albrecht
     
   
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