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Einstürzende Hallendächer waren das schockierende Bau-Thema dieses Winters. Ohne das Drama von Bad Reichenhall hätten wir wahrscheinlich nur mit dem üblichen Kopfschütteln z. B. auf die eingestürzte Markthalle von Moskau oder die Messehalle in Kattowitz reagiert. Nach dem Motto: Mit deutschem Baurecht und den bei uns vorgeschriebenen Prüfungen wäre das nicht passiert.
Aber in diesem Winter gab es bei uns Tote - Dutzende! Grund genug aus der Ansammlung von Fehlern zu lernen und vorausschauender zu handeln:
Wetterlagen mit anhaltendem Schneefall kann man in Mitteleuropa nirgends ausschließen. Alle Neu- und Altbauten statisch auf extremste Schneelasten auszulegen ist unrealistisch und nicht bezahlbar. Dennoch kann man Personen- und Sachschäden weitgehend ausschließen, wenn klare Prioritäten durchgesetzt werden.
Jedes Dach muss sicher räumbar sein: Ob jemand sein Wohnhaus oder seine Messehalle per Handarbeit oder mit technischem Gerät räumt, ist egal. Aber gerade auf glatten Schneedächern ist Sicherheit oberstes Gebot. Zum Sichern mit Gurtzeug fehlt es auf vielen Dächern an geeigneten Anschlagpunkten - was sich aber leicht nachrüsten lässt. Ersatzweise kann man ggf. auch das Seil um einen Schornstein legen. Hauptsache ein Absturz wird ausgeschlossen.
Statische Belastungs-Reserven hinterfragen: Architekten sind stolz auf beeindruckende Konstruktionen: groß, freitragend, filigran. Hier gilt es kritisch zu prüfen, ab wann Materialauswahl und eng kalkulierte Materialdimensionierung nicht über viele Jahrzehnte der Nutzung zum Risiko werden. Was für den Stahlbau nichtrostende Edelstähle sind, sind im Holzbau die gegen Feuchtigkeit resistenten Leime. Materialien, deren Alterungsverhalten nicht völlig unkritisch ist, haben gerade in größeren bzw. öffentlichen Bauten nichts zu suchen.
Wärmeschutz oft kritisch für die Statik: Immer besserer Wärmeschutz steht seit Jahren auf der Innovations-Hitliste der Baustoffindustrie. So sehr wir dieses als Redaktion auch fördern: Wie eng hier z. T. der Pfad für die Statiker wird, dürfen wir nicht kleinreden. Es geht um kompetente Kompromisse zwischen Sicherheit und Energiesparen.